Das Russen-Lager Grödig
Gleich nach Beginn des Ersten Weltkrieges sind im Herbst 1914 in Salzburg die Vorbereitungen für ein riesiges Kriegsgefangenenlager getroffen worden. Bis zu 40.000 Gefangene und auch Flüchtlinge wurden von 1915 bis 1920 nahe der Salzburger Stadtgrenze in Grödig und Niederalm in Baracken gepfercht. Das Elend war wegen Krankheiten und der Lebensmittelknappheit in den späteren Kriegsjahren groß.
Teils katastrophale hygienische Zustände
Da ein Großteil der Gefangenen Russen waren, wurde das Lager in Grödig von der Bevölkerung als Russen-Lager bezeichnet. Wie in anderen Lagern auch traten zahlreiche Infektionskrankheiten auf. Es soll Tage gegeben haben, an denen 40 Menschen starben. Laut der Grödiger Gemeindechronik sind während der Lagerzeit über 2.000 Menschen gestorben, wie Gerda Dohle erklärte. „Die Zahl dürfte aber um einiges höher gewesen sein.“ Zeitzeugen berichteten von 17.000 bis 23.000 Toten.
Riesiger Friedhof beim Untersberg
Der sogenannte Russen-Friedhof in Grödig erinnert noch heute an das Gefangenenlager. Am 15. November 2014 findet dort eine Gedenkfeier statt. „Ungefähr 3.800 Personen sind auf dem Russen-Friedhof begraben“, schilderte Friedhofswärter Sepp Haslauer. „Das waren vorwiegend Russen, Serben und Italiener. Vom Glaubensbekenntnis her waren waren sie russisch-orthodox, jüdischen Glaubens, Katholiken und Muslime. Es wurden auch etwa 800 Kinder bestattet, sie kamen aus dem ehemaligen Flüchtlingslager aus der Vojvodina.“ Das österreichische Schwarze Kreuz ist mit der Pflege des Russen-Friedhofs betraut. Es kommt auch für die Kosten auf, die bei Allerheiligen-Sammlungen hereingebracht werden.
Aufstand unblutig beendet
Im April 1918 kam es in Grödig zu einem Lageraufstand, an dem sich rund 3.000 Insassen beteiligten. Er wurde vom Militär unblutig beendet. Nach Kriegsende wurde das Gefangenenlager aufgelöst. Ein kleiner Bereich diente in der Zwischenkriegszeit als Lehrlingserholungsheim, nach 1938 wurde es in eine „Führerschule“ der Hitlerjugend umfunktioniert. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges fanden Flüchtlinge in den übriggebliebenen Baracken eine Unterkunft.